Umstrittenes Pestizid weiter auf dem Markt

Agrartipp, 21.09.2015

Wie sinvoll ist ein Verbot von Glyphosat?

Bereits seit Monaten ist eine hitzige Diskussion um den Pestizidwirkstoff Glyphosat im Gange.

Nun plant die EU-Kommission eine endgültige Entscheidung über die weitere Zulassung des Wirkstoffes um weitere sechs Monate zu vertagen und die in diesem Jahr auslaufende Genehmigung für diesen Zeitraum zu verlängern.

Grund für diese Vertagung sind kürzlich erschienene Untersuchungen, für deren Bewertung die Prüfer zusätzliche Zeit benötigen. Umweltschutzorganisationen kritisieren diesen Schritt der EU-Kommission scharf.

Glyphosat ist der weltweit am meisten genutzte Pestizidwirkstoff in der Unkrautvernichtung. Der weltweite Absatz betrug im Jahr 2012 etwa 718.000 Tonnen; allein in Deutschland sind 92 Pestizide zugelassen, die Glyphosat enthalten. Modelle gehen davon aus, dass durch ein Verbot des Wirkstoffes die Erträge in Europa um bis zu 5 Prozent sinken würden.

Ausgelöst wurde die Diskussion durch einen Bericht der Internationalen Krebsforschungsagentur IARC - demnach sei Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend" einzustufen.

Dem entgegen steht ein Bericht des deutschen Bundesinstituts für Risikoforschung BfR, der zu dem Ergebnis kommt, dass keinerlei Hinweise für ein Krebsrisiko bei Glyphosat für den Menschen vorliegen. Daraufhin geriet das BfR verstärkt in die Kritik.

Die Gründe für die unterschiedlichen Ergebnisse sind vielfältig. Einerseits wurden laut Recherchen der taz mehrere Studien, die in den Bericht der IARC eingeflossen waren, durch das BfR nicht berücksichtigt und stattdessen Leserbriefe einer Fachzeitschrift ausgewertet, die zu einem Großteil von Wissenschaftlern geschrieben wurden, die für den Hersteller von Glyphosat arbeiten.

Andererseits kann auch die Auswertung der gleichen Studien zu unterschiedlichen Schlussfolgerungen der beiden Expertengruppen geführt haben, da diese unterschiedliche Ziele verfolgen.

Ziel der Arbeit der IARC ist es, herauszufinden, ob ein Stoff potentiell krebserregend ist. Eine Studie aus dem Jahr 1983 hatte bei Mäusen, in deren Futter Glyphosat gemischt worden war, zu seltenen Nierentumoren geführt. Die Forscher der IARC deuteten dies als Hinweis auf eine kanzerogene Wirkung.

Bild: Achim Otto

Im Gegensatz dazu bewerteten die Forscher des BfR, deren Ziel eine konkrete Risikobewertung und Gefahreneinschätzung ist, die Glyphosat-Dosierung in dieser Studie als „unrealistisch hoch“ und kamen dadurch zu dem Schluss, dass der Wirkstoff in einer „realistischen“ Dosierung für den Menschen ungefährlich sei.

Zudem ist fraglich, ob ein Verbot des Wirkstoffes wirklich hilfreich wäre. Voraussichtlich würden andere Produkte auf den Markt kommen, die weit weniger gut untersucht sind und zu denen es bislang keine Risikoforschung gibt.

Letztlich führen alle Unkrautvernichtungsmittel zu einer Reduktion der biologischen Vielfalt auf den bearbeiteten Flächen, da sie Teile der Vegetation, und dadurch die Nahrungsgrundlage vieler Tiere, zerstören.

Nur ein kompletter Verzicht auf diese Mittel kann dies verhindern und zudem garantieren, dass es zu keinerlei unerwünschten Nebenwirkungen kommt. Allerdings wäre dies mit einem erheblichen Mehraufwand für den Landwirt verbunden.

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