Klimawandel und Syrien

Klima, 01.10.2015

Lebenslügen unserer westlichen Gesellschaft

Es ist schlimm, dass immer viele Menschen sterben müssen, damit die Welt aufwacht.

Für den Konflikt in Syrien hat sich über Jahre hinweg kaum ein Mensch interessiert. Erst als Journalisten gekidnappt wurden und
der IS brutal alles abschlachtete was sich ihm im Weg stellte, reagierte man kurz mit dem üblichen Entsetzen.

Erst jetzt, vier Jahre nach Beginn des Konfliktes, werden die Auswirkungen vor der eigenen (europäischen) Haustür in Form einer Völkerwanderung sichtbar. Und erst jetzt beginnt man damit, laut und wirr zu handeln.

Die wahren Ursachen des Syrien-Konfliktes sind sehr vielfältig und liegen an der Vergangenheit der Westens. Koloniale Machtspiele, Geopolitik der Europäer und mit dem Aufkommen des Nationalismus (auch eine überwiegend europäische Idee) willkürliche Grenzziehungen über Völker (z. B. Kurden) hinweg, sind die Hauptursache der heutigen Konflikte.

Natürlich wurde die jetzige Katastrophe in erster Linie durch die USA und Großbritannien ausgelöst. Staaten, die im Irak und Syrien ein militärisches Chaos auslösten und bis heute scheinbar nicht daraus gelernt haben. Man liefert in den betroffenen Regionen wieder Waffen an die Falschen - selbst an Al Quaida und Al Nusra.

Ehrliche Lösungen schmerzen, denn man müsste endlich mit falschen Freunden brechen (Türkei, Saudi Arabien) und generell Waffenlieferungen in diese Region komplett einstellen. So müsste man auch ideologische Grenzen überwinden und mit Russland, dem Iran und z. B. der PKK verhandeln.

Die Lebenslügen des Westens finden sich genauso beim Klimawandel. Zwar hat dieser bisher noch nicht zu Flüchtlingsströmen geführt, so dass noch kein wirklicher "Klimadruck" verspürt wird; wenn dieser aber kommen wird, ist es zu spät. Dann werden sich zig Millionen Menschen auf den Weg machen, die keiner stoppen wird.

Nationale Grenzen, Europa und die UNO werden den Strom nicht aufhalten oder managen können. Wie auch? Man ist ja bereits an der aktuellen Situation gescheitert.

Die größte Lebenslüge in Sachen Klimawandel: "Wir schaffen es, im Rahmen des bestehenden Wirtschaftssystems den Klimawandel zu stoppen."

Glauben kann man viel, passiert ist bislang aber wenig bis gar nichts. Nationalismus und Kapitalismus gehen hier eine enge Bindung ein und produzieren somit vermutlich die größte Katastrophe der Welt.

Die Tatsache, dass Politiker in ihrem Denksystem gefangen sind, ist verständlich; denn bei einer Umstellung auf eine ökologische Wirtschaft gibt es temporär vermutlich Verlierer bei der herrschenden Elite.

Wir haben die Wahl: Machen wir weiter so, wird uns auch beim Thema Klimawandel die Wahrheit irgendwann erdücken. Die andere Option: Wir fangen endlich an, uns der Realität zu stellen und bauen unsere Wirtschaft um.

  Karsten Brandt
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