Neue Energien, 17.09.2014
Fluch oder Segen?
An der Daseinsberechtigung von Talsperren und insbesondere von Staudämmen mit ihren gigantischen Mauern scheiden sich seit jeher die Geister. Wo die Befürworter mit der Erzeugung emissionsfreiem Strom argumentieren, kontern die Gegner mit der flächendeckenden Zerstörung der Umwelt.
Wir hier in Deutschland kommen in Sachen Staudammerrichtung noch relativ gut davon; je nach Definition (jedes Bundesland hat seine eigenen Wassergesetze) existieren in Deutschland gut 300 Staudämme und Talsperren.
Eine Zahl über die man vor allem im "Land der Staumauern" nur müde lächeln kann. In China gibt es derzeit unglaubliche 84.000 Staudämme - und es kommen immer neue dazu.
Die Folgen für die Landschaft sind aber schon jetzt dramatisch: Ganze, bis dato weitgehend naturbelassene Landstriche werden in Zukunft den Wassermassen zum Opfer fallen. Unzählige Menschen müssen ihre Heimat verlassen und werden umgesiedelt. Um die gigantischen und enorm teuren Stausysteme überhaupt erst errichten zu können, werden zudem noch tausende Kilometer neues Straßennetz benötigt.
Doch die Staudämme sind nicht nur Landschafts- und Lebensraumzerstörer. Ihr Zweck ist es, den enormen Energiehunger der Bevölkerung zu stillen. Vor allem in China ist dieser aufgrund der hohen Bevölkerungszahl schon jetzt enorm hoch - bis 2030 wird er sich voraussichtlich aber noch verdoppeln.
Die gigantischen Bauwerke sollen dem Abhilfe schaffen, die in China bisweilen beliebten, aber äußerst luftverunreinigenden Kohlekraftwerke gleichzeitig an Bedeutung verlieren. Erste Erfolge sind bereits sichtbar, denn China ist, was den eigenen Ausstoß an Treibhausgasen betrifft, auf einem guten Weg. Einen großen Beitrag dazu haben sicherlich auch die umstrittenen Staudämme geleistet.
Der nicht größte, dafür aber leistungsfähigste unter ihnen ist der Drei-Schluchten-Damm in der Provinz Hubei - jedes Jahr erzeugt das Wasserkraftwerk hier 18,2 Gigawatt Leistung - würden die Turbinen des Kraftswerks nicht ihre Arbeit verrichten, müssten beispielsweise 12 Atomkraftwerke an deren Stelle treten.
Wie man es nun auch drehen mag: Um dem immer größer werdenden Strombedarf der Menschheit gerecht zu werden, braucht es Kraftwerke. Egal ob Wind, Wasser, Atom oder Kohle: Jedes einzelne "leistet" einen anderen negativen Beitrag an unsere Umwelt. Sei es durch Emissionsausstoß oder "Landschaftsverschandelung" - eine optisch schöne und zugleich umweltfreundliche Art der hocheffektiven Energieerzeugung muss wohl erst noch erfunden werden.
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