Kaum Regen und doppelte Verdunstung: Der Dürresommer 2022 greift von zwei Seiten an

Pressemitteilung, 18.08.2022

Die seit Monaten anhaltende Trockenheit sorgt für immer größere Probleme. Aber es ist nicht nur der fehlende Regen, die extreme Verdunstung verschärft das Wasser-Defizit.

Monatelang hat es in Deutschland kaum geregnet, die Böden sind in vielen Regionen so trocken wie noch nie seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Doch nicht nur die fehlenden Niederschläge sind besorgniserregend, es verschwindet zudem auch noch mehr Wasser als in anderen Sommern: Die Verdunstung ist sogar doppelt so stark wie im Durchschnitt, haben die Meteorologen des Wetterdienstes Donnerwetter.de gemessen.

„Seit Ende März sind in unserem Klimagarten in Bonn etwa 600 Liter pro Quadratmeter verdunstet“, sagt Michael Klein. „Das lag an den hohen Temperaturen, der sehr trockenen Luft und natürlich auch an dem vielen Sonnenschein der vergangenen Monate.“ Vor allem in der Südhälfte Deutschlands gab es im Mai, Juni und Juli 30-40 Prozent mehr Sonnenstunden als im Durchschnitt. Bei einem durchschnittlichen Wetterverlauf wäre im gleichen Zeitraum in anderen Jahren nur die Hälfte, etwa 300 Liter pro Quadratmeter verdunstet.

Um zu ermitteln, wie viel Wasser täglich „in Luft aufgeht“, benutzen die Donnerwetter.de-Meteorologen unter anderem das „Piché-Evaporimeter“, das sehr genaue Richtwerte für den Wasserverlust des Erdreichs liefert. Das „Piché-Evaporimeter“ besteht aus einem mit Wasser gefüllten Glasröhrchen, das nach unten mit einer Papierscheibe abgedichtet ist. Über diese Papierscheibe nimmt die Umgebungsluft das Wasser auf, das damit also verdunstet. Eine Wasserfüllung des Rohrs entspricht umgerechnet einer Verdunstungsmenge von 30 Litern pro Quadratmeter, anhand der sinkenden Wassersäule im Glasrohr lässt sich die tägliche Verdunstungsmenge ablesen.

Fast eine Gießkanne pro Tag - nur für die Verdunstung

Noch anschaulicher wird die verschwundene Wassermenge, wenn man sich überlegt, wie viel Wasser man zum Ausgleich gießen müsste: „In einen Topf oder ein Beet, das ein mal ein Meter groß ist, hätte man zwischen Ende März und Mitte August dieses Jahres 120 mal eine 5-Liter-Gießkanne kippen müssen“, rechnet Michael Klein vor. „Also an knapp sechs Tagen pro Woche täglich jeweils eine Gießkanne voll, nur um die Verdunstung des Bodens auszugleichen. Rein rechnerisch hätten die Pflanzen im Beet damit noch keinen Tropfen Wasser abbekommen.“

Trockenheit auch im Gebäude

Erstmals haben die Meteorologen von Donnerwetter.de in diesem Jahr die Verdunstung parallel auch im Innenraum gemessen. „Sicherlich würde man gefühlsmäßig davon ausgehen, dass wir Menschen und auch die Pflanzen im Gebäude besser geschützt sind, dass nicht ganz so viel Feuchtigkeit verschwindet.“ Aber das deutliche Ergebnis überrascht: „Sogar im Gebäude lag die Verdunstung im gleichen Zeitraum immerhin noch bei 540 Litern pro Quadratmeter, also nur 10 Prozent weniger als im Freien.“ Zwar wird im Gebäude natürlich die Sonneneinstrahlung abgehalten, aber durch das Lüften gelangt die gleiche trockene Luft ins Haus, so dass nach und nach auch immer wieder die Feuchtigkeit abtransportiert wird.

Der Sommer 2022 ist also für Natur und Mensch extrem. Und er wird es wohl auch noch etwas bleiben. Denn lang anhaltende, ergiebige Regenphasen sind noch immer nicht in Sicht.

 

 
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