Radeln auf der Glättefalle: Wenn der Fahrradweg zum gefährlichsten Teil der Straße wird

Pressemitteilung, 06.03.2023

Gut gemeint aber zeitweise hochgefährlich: Immer öfter wird in deutschen Städten der Bereich für Radfahrer auf der Straße nicht nur durch ein paar gestrichelte Linien markiert, sondern als komplett farbiger Streifen optisch von der Straße getrennt. Mal auf Grün, mal auf Blau, oft auf auffälligem Rot sollen Radfahrer möglichst sicher durch den Straßenverkehr kommen. Und für die meiste Zeit des Jahres ist diese deutliche Abgrenzung sicherlich für Radfahrer schützender als die unauffälligeren Linien oder gar keine Markierung. An kalten Wintertagen wird der Fahrradstreifen jedoch gefährlich: Ausgerechnet der Fahrradweg ist der glatteste Teil der Straße!

2 bis 4 Grad kälter als die Straße

Radweg: Die dicke Farbschicht sorgt für den Temperaturunterschied.
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Das Team des Wetterdienstes Donnerwetter.de hat in diesem Winter an mehreren kalten Tagen die Oberflächentemperaturen in städtischen Bereichen gemessen. Bei wolkenlosem Himmel lag die Temperatur des Straßenasphalts je nach Lage der Straße meist 2 Grad unter der Lufttemperatur. Soweit für die Meteorologen noch keine Überraschung. Dass sich Oberflächen bei klarem Himmel durch die Wärmeabstrahlung schneller und stärker abkühlen als die Luft darüber, ist ein bekanntes Phänomen. Dadurch bildet sich zum Beispiel auf Auto-Windschutzscheiben in den Nächten Reif.

Erstaunlich deutlich war jedoch der Temperaturunterschied auf den Fahrbahnmarkierungen: Auf den roten oder blauen Strichen und Flächen lagen die Oberflächentemperaturen oft noch einmal 2 Grad niedriger, also 4 Grad unter der Lufttemperatur.

Wärmebild Fahrradweg
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„Bei einer Lufttemperatur von 0 Grad haben wir dann auf den Radwegen schnell -3 oder -4 Grad Celsius, in einigen Extremfällen sogar -6 Grad“, sagt Dr. Karsten Brandt von Donnerwetter.de. „Auf dem Radweg bildet sich dann früher und stärker Glätte als auf dem Rest der Straße.“ Während der Autofahrer also noch ziemlich sicher mit guter Haftung fährt, kommt der Radfahrer schon ins Rutschen.

Die Ursache der deutlichen und im Zweifelsfall entscheidenden Temperaturunterschiede ist die dicke Farbschicht, die isolierend wirkt. Während der Rest der Straße aus tieferen Bodenschichten noch leicht gewärmt wird und damit langsamer abkühlt, passiert die Abkühlung auf den Radwegen deutlich schneller. „Wir konnten feststellen, dass es im Winter auf diesen Markierungsflächen zu 10 bis 15 Prozent mehr Reifnächten kommt als auf dem nackten Asphalt“, erklärt der Donnerwetter.de-Meteorologe. An Schneetagen zeige sich ein ähnliches Bild: Auf den farbigen Flächen bildet sich nicht nur schneller eine geschlossene Schneedecke, sie bleibt auch länger liegen.

Tagsüber sind die Fahrbahnmarkierungen lediglich bei Schneefall etwas kühler als die Asphaltdecke. Doch vor allem in Winternächten und in den frühen Morgenstunden können die ansonsten sinnvollen Flächen für Radfahrer und Fußgänger problematisch werden. Karsten Brandt fasst es so zusammen: „Der sowieso schon am meisten gefährdete Verkehrsteilnehmer fährt an Wintertagen auf dem gefährlichsten Teil der Straße.“

 

 
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