aktuell, 21.09.2005
Während das Land unter einer Jahrhundertdürre ächzt, werden in der spanischen Landwirtschaft riesige Mengen Wasser verschwendet.
Zu diesem Ergebnis kommt der World Wildlife Fund (WWF) in einem jetzt vorgelegten Dossier. Die Naturschutzorganisation rechnet vor, dass jährlich etwa eine Milliarde Kubikmeter Wasser allein für die Überproduktion von Mais, Reis, Baumwolle und die Futterpflanze Luzerne benötigt werde. Das entspreche dem Jahresverbrauch von 16 Millionen Spaniern. Auch der Anbau von Tomaten und Gemüse basiere auf einer „gigantischen Wasserverschwendung“. Nachdem man die Ernte aufwändig bewässert habe, nehme man jetzt 4.500 Tonnen Erdbeeren vom Markt, um die Preise zu stützen. „Es ist pervers, die Überproduktion auf Kosten der Natur auch noch mit öffentlichen Geldern zu subventionieren“, kritisiert Guido Schmidt, Wasserreferent beim WWF Spanien. Er fordert wesentliche Änderungen in der Europäischen Agrarpolitik. Anstatt Verschwendung zu belohnen, müsse den Bauern geholfen werden, auf effiziente, sparsame Bewässerung umzustellen. Zudem gelte es, angepasste Kulturpflanzen und Anbausysteme zu fördern.
Die Wasserknappheit wird in Spanien durch eine mangelhafte Kontrolle und marode Leitungssysteme verschärft. Ein großer Teil des kostbaren Nass’ stammt aus illegalen Brunnen. Die spanische Regierung beziffert ihre Zahl mittlerweile auf mindestens eine halbe Million. Der WWF schätzt, dass sich damit eine Fläche von 500.000 Hektar – etwa die doppelte Größe des Saarlandes – bewässern ließe.
Bislang spielt der Wasserverbrauch bei den Zahlungen aus Brüssel keine Rolle. Das jetzt vorgelegte WWF Dossier zeigt, dass diese Politik dazu geführt hat, dass Bauern inzwischen sogar Olivenhaine und Weinstöcke künstlich bewässern, obwohl diese Pflanzen ohne Bewässerung auskämen. Allein in den Anbaugebieten entlang des südspanischen Flusses Guadalquirir versickern nach Berechnungen des WWF inzwischen Jahr für Jahr mehr als 620 Millionen Kubikmeter. Die exzessive Bewässerung steigert zwar die Erträge und führt zu höheren EU-Subventionen, doch die Auswirkungen auf die Natur sind fatal: „Der Grundwasserspiegel in der Doñana, einem der artenreichsten Feuchtgebiete Europas, ist in den vergangenen Jahren immer weiter gefallen. In der Folge trocknen viele Bäche und Buchten aus, und damit verschwinden wichtige Rast- und Brutplätze von Zugvögeln wie Flamingos und Graugänsen“, erläutert Guido Schmidt. Der Naturschützer führt dies auf den gigantischen Wasserverbrauch von Erdbeerfeldern und Reisanbauflächen zurück.
Der WWF fordert, Subventionen aus dem EU-Haushalt nur für eine Landwirtschaft auszugeben, die konsequent auf Wassersparen setzt. Illegale Brunnen sollten geschlossen und Strafen für Verschwender von Wasser verhängt werden. Die aktuell angefragten EU-Hilfen als Ausgleich für die Dürreschäden in der Landwirtschaft sollten nur gewährt werden, wenn die betroffenen Länder bereit seien, ihre Wasserpolitik auf eine nachhaltige Grundlage zu stellen.
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